Ein Interview mit unserer Pfarrerin Elke Schwab
Der Ewigkeitssonntag - in diesem Jahr am 23. November: welche Bedeutung hat er im Kirchenjahr?
Elke: Der Ewigkeitssonntag ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr, mit dem ersten Advent eine Woche später beginnt das neue Kirchenjahr. Der Sonntag wird auch Totensonntag genannt, weil an diesem Tag im Kirchenjahr, evangelische Christen ihrer Verstorbenen gedenken. Es ist ein Tag zwischen Trauer, Hoffnung und Trost.
Im Gottesdienst wird jeder einzelne Name der im letzten Jahr verstorbenen Gemeindemitglieder verlesen und für jede Person ein Licht angezündet. Viele Angehörige suchen am Totensonntag auch das Grab ihrer Verstorbenen auf.
Die Advents-und Weihnachtszeit ist Ende November oft schon präsent, und es ist für viele Angehörige sehr wertvoll, in dieser kalten und dunklen Jahreszeit einen Ort und Raum im Gottesdienst am Ewigkeitssonntag zu haben, an dem Trauer, Schmerz, Trost und Hoffnung Platz haben.
Trauer: warum ist sie so wichtig?
Elke: Die Trauer erinnert uns daran, was uns im Leben wichtig ist, an das Kostbare, was wir mit einer Person erlebt haben.
Dietrich Bonhoeffer schrieb mal: „Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann […]. Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.“
Es ist ein Geschenk, wenn das schmerzvolle Vermissen einer Person sich wandeln kann in eine Erinnerung, die uns dankbar macht.
Wie läuft eine Beerdigung in unserer Gemeinde ab?
Elke: Jede Beerdigung wird mit den Angehörigen individuell abgestimmt, d.h. sie kann sehr unterschiedlich ablaufen.
Als Pfarrer*innen gestalten wir Trauerfeiern in der Kreuzkirche und wir begleiten die Angehörigen auf den zuständigen Friedhof in München oder an andere Orte, z.B. Friedwälder in der Umgebung.
Im Vorfeld der Beerdigung trifft sich der Pfarrer oder die Pfarrerin mit den Angehörigen, um die Trauerfeier vorzubereiten und mehr über die verstorbene Person zu erfahren. So kann die Trauerfeier ganz persönlich gestaltet werden. Zu jeder Trauerfeier gehört eine persönliche Traueransprache, in der das Leben des verstorbenen Menschen im Mittelpunkt steht und die Hoffnung, die wir als Christen haben. In München wird oftmals bei Beerdigungen Musik vom Band abgespielt. Es ist aber auch möglich, dass MusikerInnen die Trauerfeier mitgestalten. Auch persönliche Worte der Angehörigen können in die Trauerfeier integriert werden.
Wo wird denn in der Regel beigesetzt?
Elke: Am häufigsten beerdigen wir auf dem Westfriedhof und dem Nordfriedhof, wir begleiten Angehörige aber natürlich auch zu allen anderen Friedhöfen in München und Umgebung.
Häufig findet in der Aussegnungshalle auf einem der Friedhöfe in München die Trauerfeier statt.
Hin und wieder sind wir auch in den Räumlichkeiten der Bestatter, um dort die Trauerfeier zu gestalten, oder in einem Friedwald.
Wie kann die Gemeinde den Hinterbliebenen helfen?
Elke: Trauer ist sehr individuell, genauso wie auch die Herausforderungen durch den Tod eines nahen Angehörigen.
Manchmal ist die Nachbarschaftshilfe ein wertvoller Ansprechpartner für Fragen des alltäglichen Lebens, die sich teils durch den Tod nochmals neu stellen.
Manchmal besuchen wir als SeelsorgerInnen Angehörige nach dem Todesfall in regelmäßigen Abständen, um die neue Situation mit den Menschen gemeinsam auszuhalten und einfach da zu sein.
Manchmal kann das Gemeindeleben Anknüpfungspunkte schaffen: Mancher kommt dann regelmäßiger zum Gottesdienst, sucht Anschluss zum Beispiel im Seniorenkreis oder hat nun Zeit dafür, nachdem die Pflege für den Angehörigen mit dem Tod weggefallen ist und neue Freiräume da sind. Manche beginnen ein Ehrenamt in der Gemeinde und finden hier eine wertvolle Gemeinschaft.